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14. August 2019 | Pressemitteilung Bieitgheimer Zeitung | Pressemitteilungen Aufwind in der Presse

Starthilfe für Frühchen-Eltern

Amelie Hallmann arbeitet beim Ludwigsburger Verein Aufwind, der sich im ganzen Kreis um die sozialmedizinische Nachsorge von zu früh geborenen und sehr kranken Babys kümmert.

Für mich war schon immer klar, dass ich Kinderkrankenschwester werden möchte“, sagt Amelie Hallmann im Gespräch mit der BZ. Zielgerichtet absolvierte die junge Frau ihre Ausbildung im Ludwigsburger Klinikum. Nachdem sie auf der Kinderintensivstation gearbeitet hatte, wechselte sie zur Überwachungsstation für Säuglinge und stellte sich die eine Frage, die ihr zukünftiges Arbeitsleben maßgeblich beeinflussen sollte: Wie geht’s für die Familien mit den chronisch kranken oder zu früh geborenen Kindern zu Hause weiter? Sitz im Ludwigsburger Klinikum Inzwischen arbeitet die 27-jährige Bietigheimerin seit zweieinhalb Jahren als einzige Vollzeitkraft beim Verein Aufwind – Bunter Kreis Ludwigsburg, der seinen Sitz im Ludwigsburger Klinikum im ehemaligen Frühchen-Bereich hat und an die Kinderklinik angegliedert ist. Fünf Angestellte teilen sich 2,4 Vollzeitstellen, dazu kommen noch Kinderärzte und Honorar-Kräfte. Das Aufwind-Team setzt sich aus Gesundheits-und Kinderkrankenpflegern, Sozialarbeitern, Psychotherapeuten und Kinderärzten zusammen.

„Mich hat das Drumherum interessiert und was bei diesen Familien zu Hause passiert, wie’s für sie, ihr Kind und die ganze Familie weitergeht“, erklärt Hallmann.

Die Vereinsarbeit beginnt bereits im Krankenhaus. Hallmanns erste Aufgabe ist zu erkennen, wer die Hilfe des Vereins braucht. In Gesprächen mit den Eltern von zu früh geborenen oder sehr kranken Babys wird erst einmal der Kontakt hergestellt und Vertrauen aufgebaut. Medizinische Versorgung Frühgeburten bleiben die ersten Wochen im Krankenhaus, werden von den Eltern besucht, aber vom Klinikenpersonal versorgt. Der Übergang von der Klinik nach Hause wird von Aufwind begleitet und dann vor allem der normale Alltag zu Hause.

 „Die erste Zeit zu Hause ist schwierig für die Familien“, erklärt die gelernte Kinderkrankenschwester. Die medizinische Versorgung mache vielen Eltern Angst, oft sei auch das Thema Ernährung bei den Frühchen schwierig.

Aufwind betreut 80 bis 90 Familien pro Jahr – und das im ganzen Kreis Ludwigsburg. Angefangen bei der Sozialvisite im Krankenhaus, besucht das Team zirka einmal die Woche für etwa 1,5 Stunden die Familie zu Hause, das sind um die 20 sozialmedizinische Nachsorgestunden monatlich, über drei bis sechs Monate. Finanziert wird das ganze von der Krankenkasse, allerdings nur die reine Arbeitszeit. Der Rest wird mit Spendengeldern gestemmt. Für die Familien ist die Nachsorgeleistung kostenfrei. Der Antrag bei der Kasse wird übrigens vom Verein gestellt. Oftmals müsse der Verein aber in Vorleistung gehen, bis der Antrag bei der Kasse durchgewunken werde, sei die Leistung nicht selten schon abgeschlossen.

Der Verein Aufwind befasst sich auch mit der Frage, wo man Hilfe und Ansprechpartner für verschiedene Bereiche, ob medizinisch, sozialrechtlich oder psychologisch findet.

„Wir liefern den Familien ein Päckchen, damit sie als Familie zurecht kommen und der Alltag vereinfacht wird“, sagt Hallmann. Gerade Frühchen oder kranke Babys haben oftmals viele Termine bei Spezialärzten. Hallmann und ihre Kollegen versuchen, gute Lösungen zu finden, damit die Eltern nicht durchgehend mit dem Kind auf Achse sind und auch zur Ruhe kommen können. Sie helfen bei der Koordination und sind ganzheitliche Ansprechpartner rund um das kranke Kind.

„Wir leiten die Eltern an, wir führen keine Pflege durch“, betont Hallmann im Gespräch. Das sei wichtig, da der Verein so Hilfe zur Selbsthilfe biete. Auch gehe es oftmals darum, einen Verlust zu verkraften, nämlich den Verlust von der Vorstellung einer „perfekten Familie“, erklärt Hallmann. Jede Familie müsse ihrer eigenen Weg finden, als Familie zu funktionieren, auch wenn sie einen schweren Schicksalsschlag erleben mussten. „Jeder Fall, jede Familie ist anders“, sagt die 27-Jährige. Das sei das Spannende an ihrem Beruf. Dafür habe sie durch den Verein auch eine Weiterbildung zur „Case-Managerin“ gemacht, um zu lernen, wie man den „Fall steuert“. „Ich bin eigentlich durch Zufall in diesen Job hineingerutscht, aber das ist der Job, der zu mir passt“, sagt Hallmann überzeugt.